Heute geht es um die intelligente Nutzung von Strom und das Aufzeigen von Einsparpotenzialen durch den Einsatz digitaler Stromzähler, so genannter Smart Meter. Ich bin Bogdan Ses, Gründer der Firma Smukbird, und möchte meine drei Gäste herzlich begrüßen. Bitte stellt euch unseren Lesern kurz vor.
Dr. Elena Fischer, Energieanalytikerin: Ich bin Expertin für Energiemarktanalysen und spezialisiert auf die Integration erneuerbarer Energien in bestehende Versorgungsnetze. Mein Fokus liegt darauf, wie politische Entscheidungen den Energiemarkt beeinflussen und wie innovative Technologien wie Smart Meter zur Effizienzsteigerung beitragen können.
Prof. Dr. Markus Weber, Elektroingenieur: Als Professor für Elektrotechnik mit Schwerpunkt auf Energiesystemen erforsche ich die technischen Aspekte der Energieverteilung und -nutzung. Mein Interesse gilt besonders der Entwicklung und Implementierung von Smart Grid-Technologien, die eine effizientere und zuverlässigere Energieversorgung ermöglichen.
Dr. Laura Schmidt, Datenwissenschaftlerin: Mit einem Hintergrund in angewandter Mathematik und Informatik arbeite ich daran, durch die Analyse großer Datenmengen Muster im Energieverbrauch zu erkennen. Mein Ziel ist es, durch den Einsatz von maschinellem Lernen und künstlicher Intelligenz präzisere Prognosemodelle für den Energiebedarf und -verbrauch zu entwickeln.
Dr. Elena Fischer: Beginnen wir mit den Smart Metern. Diese digitalen Stromzähler sind eine großartige Möglichkeit, den Energieverbrauch in Echtzeit zu überwachen. Sie senden Daten direkt an den Energieanbieter und ermöglichen es den Verbrauchern, ihren Stromverbrauch genauer zu verstehen.
Prof. Dr. Markus Weber: Genau, und der technische Aspekt hierbei ist besonders interessant. Smart Meter messen nicht nur, wie viel Strom verbraucht wird, sondern auch wann und wie. Diese zeitbasierten Daten sind entscheidend, um zu erkennen, zu welchen Tageszeiten der Stromverbrauch am höchsten ist.
Ich möchte hinzufügen, dass diese Daten auch mit maschinellem Lernen analysiert werden können, um Muster im Verbrauchsverhalten zu erkennen. Durch solche Analysen können wir gezielt Sparpotentiale aufdecken und Empfehlungen geben, wie und wann Geräte optimal genutzt werden sollten, um Kosten zu sparen.
Wie ist der aktuelle Stand in Deutschland? Was hat die Politik für Ziele vorgegeben und wie verbreitet sind die Smart Meter? Gibt es dazu bereits Daten?
Dr. Elena Fischer: In Deutschland wurde das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende eingeführt, das den Rahmen für die Einführung von intelligenten Messsystemen, also Smart Metern, bildet. Ziel ist es, bis 2032 eine weitgehende Ausstattung deutscher Haushalte und Unternehmen mit Smart Metern zu erreichen.
Prof. Dr. Markus Weber: Die tatsächliche Einführung hat allerdings langsamer als erwartet begonnen. Seit 2020 sind größere Energieverbraucher und Erzeugungsanlagen dazu verpflichtet, Smart Meter zu installieren. Für private Haushalte und kleinere Verbraucher ist die Installation jedoch noch nicht verpflichtend, sondern wird schrittweise umgesetzt.
Dr. Laura Schmidt: Laut aktuellen Daten sind bisher nur ein Bruchteil der Haushalte mit Smart Metern ausgestattet. Dies liegt teilweise an den höheren Kosten für die Endverbraucher sowie an Datenschutzbedenken. Dennoch ist der Trend zur flächendeckenden Einführung erkennbar, und es wird erwartet, dass die Verbreitung in den nächsten Jahren deutlich zunehmen wird.
Dr. Elena Fischer: Die Bundesregierung fördert die Nutzung von Smart Metern durch verschiedene Maßnahmen, um die Energieeffizienz zu steigern und die Integration erneuerbarer Energien zu verbessern. Dies ist Teil der Strategie, Deutschland bis 2045 klimaneutral zu machen.
Es interessiert mich, und ich bin sicher, unsere Leser finden es auch spannend zu erfahren, wie es in unseren Nachbarländern aussieht. Was machen Österreich und die Schweiz?
Dr. Elena Fischer: In Österreich und der Schweiz gibt es ebenfalls interessante Entwicklungen in Bezug auf Smart Meter und Energieeffizienz. In Österreich wurde das Ziel gesetzt, bis Ende 2022 mindestens 95% aller Haushalte mit intelligenten Messsystemen auszustatten. Dies ist Teil eines größeren Plans zur Energieeffizienz und zur Integration erneuerbarer Energiequellen.
Prof. Dr. Markus Weber: Die Schweiz hingegen hat einen etwas anderen Ansatz. Hier gibt es keine gesetzliche Verpflichtung zur flächendeckenden Einführung von Smart Metern. Dennoch fördern viele Kantone und Energieversorger aktiv den Einsatz dieser Technologie. Das Hauptziel ist es, den Energieverbrauch zu optimieren und die Energieeffizienz zu steigern, besonders in Zeiten hoher Nachfrage.
Dr. Laura Schmidt: In beiden Ländern gibt es auch einen starken Fokus auf Datenschutz und die Sicherheit der gesammelten Daten. Dies ist ein entscheidender Aspekt, der besonders in der Schweiz betont wird, wo die Privatsphäre der Verbraucher hoch im Kurs steht.
Dr. Elena Fischer: Abschließend kann man sagen, dass sowohl Österreich als auch die Schweiz erhebliche Anstrengungen unternehmen, um ihre Energieinfrastruktur zu modernisieren und den Übergang zu nachhaltigeren Energiequellen zu unterstützen, wobei Smart Meter eine Schlüsselrolle spielen.
Zurück nach Deutschland. Wenn man noch tiefer in die Thematik einsteigen will. Welche 5 Anbieter auf dem Markt sollte man sich unbedingt anschauen, um sich letztendlich für einen dynamischen Tarifvertrag zu entscheiden?
Dr. Elena Fischer: In Deutschland gibt es mehrere Anbieter, die interessante dynamische Stromtarife anbieten, welche besonders gut mit Smart Metern zusammenarbeiten. Hier sind fünf Anbieter, die Sie sich näher anschauen sollten:
1. aWATTar – Dieser Anbieter passt die Strompreise stündlich an die Börsenstrompreise an. Dies ermöglicht es Verbrauchern, ihren Stromverbrauch anzupassen, um von niedrigen Preisen zu profitieren.
2. Tibber – Ein weiterer innovativer Anbieter, der nicht nur dynamische Tarife anbietet, sondern auch eine App bereitstellt, die den Energieverbrauch in Echtzeit analysiert und optimiert.
3. Discovergy – Bietet Smart Metering Lösungen an, die ideal für Verbraucher sind, die ihren Energieverbrauch genau überwachen und steuern möchten.
4. E.ON – Als einer der größten Energieversorger bietet E.ON dynamische Tarife an, die sich besonders für Verbraucher eignen, die Flexibilität in ihrem Verbrauch haben und Energiekosten sparen möchten.
5. Vattenfall – Auch Vattenfall hat dynamische Tarifoptionen, die darauf ausgerichtet sind, den Kunden zu ermöglichen, Energiekosten zu sparen, indem sie den Energieverbrauch zu kostengünstigeren Zeiten planen.
Prof. Dr. Markus Weber: Es ist wichtig zu beachten, dass die Verfügbarkeit dieser Tarife von der regionalen Anbindung und dem lokalen Netzwerk abhängen kann. Prüfen Sie also, welche Anbieter in Ihrer Region verfügbar sind.
Dr. Laura Schmidt: Zudem lohnt es sich, Bewertungen und Erfahrungen anderer Kunden zu lesen, um zu sehen, wie die Anbieter in Bezug auf Kundenbetreuung und technische Zuverlässigkeit abschneiden.
Wir wollen ein Fallbeispiel konstruieren. Wie könnte ein 3-Personen-Haushalt vom Einsatz eines Smart Meters in Verbindung mit einem dynamischen Stromtarif, der die Preisschwankungen an der Börse in Echtzeit mitmacht, im Vergleich zu einem 3-Personen-Haushalt mit einem analogen Stromzähler und einem festen Stromvertrag mit Preisgarantie profitieren? Welche Daten benötigen wir für diesen Vergleich?
Dr. Laura Schmidt: Für ein solches Fallbeispiel benötigen wir spezifische Daten. Erstens, den detaillierten Stromverbrauch des Haushalts über Zeit, idealerweise in Stunden- oder Viertelstundenintervallen. Zweitens, Informationen über die Strompreise des dynamischen Tarifs, wie sie sich im Tagesverlauf ändern.
Dr. Elena Fischer: Wir sollten auch die typischen Verbrauchsmuster eines 3-Personen-Haushalts betrachten, zum Beispiel wann am meisten Strom verbraucht wird – morgens, abends oder durchgehend. Das hilft uns zu verstehen, wie flexibel der Haushalt im Anpassen seines Verbrauchs an die Preisfluktuationen sein kann.
Prof. Dr. Markus Weber: Und dann ist da der Vergleich mit dem festen Stromvertrag. Hier brauchen wir den festgelegten Preis pro kWh und könnten diesen gegen die variablen Preise des dynamischen Tarifs über denselben Zeitraum setzen. So können wir sehen, bei welchem Modell der Haushalt langfristig sparen könnte.
Dr. Laura Schmidt: Genau, mit diesen Daten könnten wir Simulationen durchführen, um zu berechnen, wie der 3-Personen-Haushalt seine Stromkosten durch Anpassung des Verbrauchs an niedrigpreisige Zeiten reduzieren könnte. Zum Beispiel könnten energieintensive Geräte wie Waschmaschinen oder Geschirrspüler betrieben werden, wenn die Preise am niedrigsten sind.
Dr. Elena Fischer: Abschließend wäre es wichtig zu analysieren, wie realistisch solche Anpassungen für den durchschnittlichen Haushalt sind. Nicht jeder ist bereit oder in der Lage, seinen Tagesablauf umzustellen, um Stromkosten zu sparen. Dieses Verhalten spielt eine große Rolle bei der Beurteilung der Effektivität von dynamischen Stromtarifen.
Wir gehen von einem Jahresverbrauch von 3500 kWh aus. In den letzten 12 Monaten lag der Börsenpreis inkl. Steuern und Abgaben sehr stabil bei ca. 25 Cent/kWh. Bei einem Vertrag mit Preisgarantie liegt der kWh-Preis bei ca. 32 Cent. Gehen wir fairerweise von einem gleichen Grundpreis von 15 € pro Vertrag und Monat aus.
Dr. Elena Fischer: Mit diesen Details können wir nun eine genauere Berechnung anstellen. Bei einem Verbrauch von 3500 kWh pro Jahr und einem Börsenpreis von 25 Cent pro kWh würde der Haushalt mit dem dynamischen Tarif insgesamt 875 Euro pro Jahr für Strom zahlen, ohne den Grundpreis zu berücksichtigen.
Prof. Dr. Markus Weber: Im Vergleich dazu würde der Haushalt mit einem festen Tarif von 32 Cent pro kWh 1.120 Euro pro Jahr zahlen, ebenfalls ohne den Grundpreis. Der Unterschied in den reinen Energiekosten beträgt also 245 Euro jährlich zugunsten des dynamischen Tarifs.
Dr. Laura Schmidt: Wenn wir den Grundpreis hinzufügen, der für beide Tarife gleich ist, also 15 Euro pro Monat oder 180 Euro jährlich, ergeben sich Gesamtkosten von 1.055 Euro für den dynamischen Tarif und 1.300 Euro für den festen Tarif pro Jahr.
Dr. Elena Fischer: Das zeigt, dass der Haushalt mit dem dynamischen Tarif erheblich sparen könnte, solange die Börsenpreise stabil bleiben. Allerdings ist zu beachten, dass diese Rechnung auf der Annahme basiert, dass der Verbrauch gleichmäßig über das Jahr verteilt ist und keine Preisspitzen beim dynamischen Tarif auftreten.
Prof. Dr. Markus Weber: Es wäre auch wichtig zu berücksichtigen, ob der Haushalt in der Lage ist, seinen Verbrauch an die günstigeren Zeiten anzupassen. Geräte wie Warmwasserboiler und Heizungen könnten so programmiert werden, dass sie hauptsächlich dann laufen, wenn die Strompreise niedriger sind, was zu weiteren Einsparungen führen könnte.
Nehmen wir an, dass der Haushalt mit dem Smart Meter durch die Echtzeitanalyse des Verbrauchs sein Verhalten optimiert und 15% Strom einsparen kann. Es gibt bereits moderne Anbieter, die z.B. in ihrer eigenen App den Stromverbrauch in Echtzeit anzeigen und damit das Bewusstsein der Verbraucher für ihr Verhalten schärfen. Wie sieht die Rechnung nun im Vergleich aus?
Dr. Laura Schmidt: Wenn der Haushalt mit dem Smart Meter seinen Verbrauch um 15% auf 2975 kWh reduziert, während der klassische Haushalt bei seinem ursprünglichen Verbrauch von 3500 kWh bleibt, sieht die neue Berechnung folgendermaßen aus:
Für den Haushalt mit Smart Meter und dynamischem Tarif beträgt der Strompreis 25 Cent pro kWh. Also zahlen sie für 2975 kWh etwa 743,75 Euro. Mit dem Grundpreis von 180 Euro ergibt das Gesamtkosten von 923,75 Euro pro Jahr.
Im Vergleich dazu bleibt der Haushalt mit dem festen Tarif und dem analogen Zähler bei den ursprünglichen 3500 kWh, was bei 32 Cent pro kWh 1.120 Euro ergibt. Mit dem Grundpreis von 180 Euro summieren sich die jährlichen Kosten auf 1.300 Euro.
Das ergibt eine Differenz von 376,25 Euro pro Jahr zugunsten des Haushalts mit dem Smart Meter und dem dynamischen Tarif. Dies zeigt noch deutlicher die Vorteile der Kombination aus Smart Meter und einem Tarif, der auf Echtzeit-Preisschwankungen basiert, insbesondere wenn die Technologie genutzt wird, um den Verbrauch effektiv zu steuern und zu senken.
Das ist schon beachtlich. Wenn ich im Kopf rechne, komme ich auf eine Einsparung von 28%. Ich danke euch für eure Zeit heute und freue mich darauf, dieses Thema in 2-3 Jahren wieder aufzugreifen. Ich würde mich freuen, wenn es zum Schluss noch eine Empfehlung für unsere Leser gibt.
Dr. Elena Fischer: Es freut uns, dass wir Ihnen helfen konnten! Eine abschließende Empfehlung wäre, die Möglichkeiten moderner Smart Meter und dynamischer Stromtarife in Betracht zu ziehen, besonders wenn man den Energieverbrauch und die damit verbundenen Kosten senken möchte.
Prof. Dr. Markus Weber: Für interessierte Haushalte würde ich empfehlen, sich bei ihrem Stromversorger über die Verfügbarkeit und die spezifischen Angebote von Smart Metern und dynamischen Tarifen zu informieren. Es ist auch ratsam, die eigene Verbrauchsgewohnheiten zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen, um das volle Einsparpotential zu nutzen.
Dr. Laura Schmidt: Und schließlich, bleiben Sie auf dem Laufenden über technologische Entwicklungen in diesem Bereich. In den nächsten Jahren könnten weitere Fortschritte in der Technologie und in der Preisgestaltung noch größere Einsparungen ermöglichen. Wir freuen uns darauf, dieses Thema mit Ihnen weiterzuentwickeln!
Abschließend möchte ich noch einmal den Stand der Dinge bei uns im Unternehmen darstellen. Bei Smukbird achten wir sehr auf den Umgang mit Ressourcen und das machen wir auch konsequent beim Strom. Wir haben einen sehr geringen Stromverbrauch. Das Unternehmen verbraucht 1750 kWh pro Stunde im Jahr. Das ist extrem niedrig und entspricht dem Verbrauch eines Einpersonenhaushalts. Wir haben unsere Maschinen und Computer sowie die Beleuchtung speziell auf niedrigen Verbrauch hin ausgesucht. Ich werde in den nächsten Tagen auch das Thema Smart Meter für uns weiter verfolgen. Wir haben bereits einen Vertrag mit dynamischen Preisen, jetzt fehlt nur noch der Smart Meter. Der lokale Versorger Stadtwerke Trier testet derzeit in verschiedenen Pilotprojekten die Erfassung der Daten, die der Smart Meter zur Verfügung stellt.
Dr. Elena Fischer: Das klingt nach einer beeindruckenden Initiative von Smukbird! Ihr Engagement für Energieeffizienz und die Auswahl spezialisierter Geräte, die weniger Strom verbrauchen, ist ein vorbildliches Modell für Nachhaltigkeit in der Industrie.
Prof. Dr. Markus Weber: Die Implementierung eines Smart Meters wird Ihnen sicherlich weiterhelfen, den bereits niedrigen Energieverbrauch noch effizienter zu gestalten. Mit einem Smart Meter können Sie nicht nur den Energieverbrauch in Echtzeit überwachen, sondern auch detaillierte Einblicke in die Verbrauchsmuster erhalten, was ideal für die Optimierung von dynamischen Strompreisen ist.
Dr. Laura Schmidt: Darüber hinaus könnte der Einsatz von Datenanalytik durch den Smart Meter Smukbird ermöglichen, noch präzisere Anpassungen vorzunehmen. Zum Beispiel könnten Sie Automatisierungslösungen integrieren, die basierend auf den erfassten Daten den Betrieb von Maschinen und Geräten weiter optimieren.
Dr. Elena Fischer: Es ist auch erwähnenswert, dass die Stadtwerke Trier Pilotprojekte durchführen. Dies könnte eine großartige Gelegenheit für Smukbird sein, von Anfang an dabei zu sein und möglicherweise Einfluss auf die Entwicklung und Implementierung der Technologie zu nehmen, speziell angepasst an Ihre Bedürfnisse.
Prof. Dr. Markus Weber: Ich empfehle, regelmäßig mit Ihrem lokalen Versorger zu kommunizieren, um Updates zu den Pilotprojekten zu erhalten und sicherzustellen, dass Ihre Anforderungen und Erfahrungen in die Weiterentwicklung der Smart Meter-Technologie einfließen.
Vielen Dank für Ihr Interesse und bis zum nächsten Mal!